Indonesien hat sich trotz der langen Kolonialherschaft der Holländer die eigene Kultur bewahrt und lebt sie aktiv. Darunter zählen auch viele künstlerische Darbietungen, die auch aber nicht nur für die Touristen gepflegt werden. Wir haben uns zwei bekannte Kunstformen angesehen und waren begeistert. In Yogyakarta haben wir uns ein Schattentheater angeschaut, das Wayang Kulit.
Der Puppenspieler bewegt die Lederfiguren vor einer Lampe, so dass sie auf der Leinwand zu Leben erweckt werden. Häufig werden epische Geschichten aus dem indischen Ramayana dargeboten. Insbesondere die Kampfszenen werden mit vollem Einsatz gespielt. In dem Stück, das wir gesehen haben, musste eine Gruppe ein Schwert für eine Schlacht stehlen. Man kann sich das Wayang Kulit von beiden Seiten ansehen.
Hinter der Leinwand sieht man nämlich nicht nur, wie der Puppenspieler mit viel Einsatz und Leidenschaft die Puppen tanzen lässt, sondern auch das ganze Gamelan-Orchester, das zusammen mit drei Sängerinnen die Vorstellung begleitet. Die Gamelan-Musik ist gewöhnungsbedürftig, hört sich aber dann gut an. Faszinierend ist, dass alle ohne Noten spielen. Es ist auch kein offenkundiger Dirigent zu sehen und trotzdem kommt eine gute Harmonie zustande. Da der Puppenspieler nicht die ganze Zeit von der Musik begleitet wird, gab es auch immer wieder Essenspausen für die Musiker. Die Vorstellung im Museum Sonobudoyo dauerte anderthalb Stunden und war anfangs gut besucht, allerdings machten sich ein paar Familien und Pauschaltouristen schon frühzeitig auf den Weg, so dass die Erbeutung des Schwertes nur noch von wenigen Zuschauern mit erlebt wurde. Die Geschichte war zum Glück in einem Flyer beschrieben, da das Spiel selber in javanesisch gesprochen wurde. Die Vorstellung war trotzdem spannend und ist absolut empfehlenswert.
Genauso empfehlenswert ist eine Legong-Tanzaufführung in Ubud, die meist vor schönen Kulissen aufgeführt waren. Wir waren bei der Vorstellung im Tempel neben dem Ubud-Palace. Die Tänze werden auch hier von einem klangstarken Gamelan-Orchester begleitet.
Der Ursprung dieser Tanzform liegt in religiösen Tempelfeiern, bei denen die Götter milde gestimmt werden sollten. Es gibt aber auch Tänze, in denen Krieger, wie auf dem Foto, zeigen, was sie können. Dieser Krieger sah aber zu Beginn eher wie ein ängstliches Kaninchen aus, später ging es. Besonders faszinierend ist die Gestik der Hände, die sehr facettenreich ist, und das Spiel mit den Augen, die schon alleine eine Art Tanz aufführen.
Neben der Darbietung von Opfergaben gibt es aber auch Tänze, die zur Unterhaltung des Königs gespielt wurden. Insgesamt wurden sechs Tänze gezeigt. Die Kostüme waren immer sehr detailverliebt. Der restlos ausverkaufte Saal war von der Aufführung begeistert und auch nach wieder anderthalb Stunden hätte die Vorstellung dieses typisch balinesischen Tanzes durch aus noch weiter gehen können. Beim Besuch von Ubud sollte man auf jeden Fall eine Legong-Aufführung einplanen.
Tim
07.08.2018
Indonesien, Java, Bali, Kunst
Toni 10.08.2018 um 10:21 Uhr
Sehr interessant. Danke für die tollen Berichte. Von Pauschaltouristen seid ihr ja Lichtjahre entfernt. Man merkt ihr habt euch lange vorbereitet. LG
Fotos: Ruta de los conventos