Von Riga nach Tartu fahren wir in 4 Stunden mit dem Bus. Es gibt keine direkte Zugverbindung und die lettischen und estnischen Züge sind leider in der Grenzstadt Valga nicht aufeinander abgestimmt, sodass wir dort keinen Anschlusszug erreicht hätten. Die Fahrt war so aber zumindest sehr bequem und führte entgegen meinen Befürchtungen über Landstraßen ohne Lärmschutzwände und damit verbaute Sicht, denn wo niemand wohnt, muss auch niemand vor Lärm geschützt werden.
Tartu ist eine Studentenstadt und mit rund 100000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Estlands. Alles ist fußläufig erreichbar und gefällt uns auf Anhieb. Vieles wurde sicherlich für das Jahr als europäische Kulturhauptstadt erst geschaffen oder herausgeputzt - alles wirkt sehr ordentlich, ist hübsch bepflanzt, mit Infotafeln versehen und es gibt im Sommer eine autofreie Hauptstraße, auf der nun Bänke, Hängematten, Klettervorrichtungen und ein Sandkasten für Kinder sowie eine große Bühne für Veranstaltungen stehen. Auffällig viel ist jedoch nur auf Estnisch beschrieben und ausgeschildert, was ich eigentlich sehr sympathisch finde, aber manchmal auch etwas schade. Man erwartet scheinbar trotz des Kulturhauptstadt-Daseins nicht so viele internationale Besucher.
Auffällig im Vergleich zu Lettland und Litauen sind hier die Angebote für Kinder: Spielecken in Restaurants und in der Markthalle, ein Indoor-Spielplatz im Kaufhaus, die öffentliche Toilette in Kinderhöhe. Dass Estland schon sehr skandinavisch anmutet, würde ich sofort unterschreiben.
Tartu bietet viele schön sanierte Gebäude, mit dem Domberg viel Grün und auch mehrere Stadtteile mit zahlreichen Holzhäusern, von denen die meisten einfach ganz normal bewohnt aussehen - weder besonders herausgeputzt, noch besonders heruntergekommen.
Auf dem Markt wird erstmals, und das an allen Ständen, an denen ich etwas kaufe und auf beiden Märkten, ein wenig Englisch gesprochen, sodass ich mich nicht nur mit Händen und Füßen verständigen muss. Freundlicher als auf den litauischen und lettischen Märkten werde ich auch durchweg bedient - aber vielleicht besteht da ein Zusammenhang!Der berühmte Springbrunnen vor dem Rathaus. Zwei Studenten reichten diese Idee bei einem Wettbewerb ein und standen dafür Modell
Das schiefe Haus von Tartu steht schiefer als der schiefe Turm von Pisa. Da es nur links auf langsam verrottenden Balken gebaut wurde, während rechts eine alte Befestigungsanlage darunter lag, sackte es nur auf einer Seite ab.
Viel Streetart, die in Estland nur in Tartu legal ist. Hier ein berühmter Chrarakter aus einem Kinderbuch, der von der Polizei festgenommen wird. Eine satirische Darstellung des Umgangs mit der Cannabis-Kultur in Estland.
Mural in unserer Straße. Die dargestellte Frau Reet hat einen Esoterikladen in dem Haus, der einem großen Supermarkt weichen sollte. Das Mural entstand als Protest gegen die großen Einkaufszentren.
Die Pfifferlinge werden morgens im Wald gesammelt und dann für 6-7 Euro pro Kilo auf dem Markt verkauft. SO lecker!
Mel
02.08.2024
Bus, Architektur, Estland
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